Im Gegensatz zur Hypertonie (Bluthochdruck) bezeichnet eine Hypotonie einen niedrigen Blutdruck. Das bedeutet, dass der Blutdruck unter dem Normalwert liegt. Dieser Normwert kann je Alter und Geschlecht unterschiedlich sein.
Normalwerte
Die Normalwerte des Blutdrucks liegen bei 120 / 80 mmHg. Die Blutdruckwerte werden in den systolischen und den diastolischen Blutdruck gemessen.
Tabelle
Die Normalwerttabelle der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gibt an, in welche Kategorie der systolische und diastolische Blutdruck eingeteilt werden:
Blutdruck | systolisch (mmHg) | diastolisch (mmHg) |
niedrig (Hypotonie) | < 105 | < 65 |
optimal | 105 bis 120 | 65 bis 80 |
normal | 120 bis 129 | 80 bis 84 |
hoch-normal | 130 bis 139 | 85 bis 89 |
leichte Hypertonie | 140 bis 159 | 90 bis 99 |
mittlere Hypertonie | 160 bis 179 | 100 bis 109 |
schwere Hypertonie | 180 + | 110 + |
Der Blutdruckwert wird in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen.
Hypertonie bezeichnet den sogenannten Bluthochdruck. In diesem Fall liegt der Blutdruck deutlich über dem Normal- oder Idealwert.
In den USA etwa liegt der Grenzwert, unter dem eine Hypotonie vorliegt, bei 90/60 mmHg und wurde vom National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) ausgegeben.
Systolischer Blutdruck
Der systolische Blutdruck wird beim Entleeren der linken Herzkammer in den Arterien gemessen. Spannt sich das Herz an, um Blut durch den Körper pumpen zu können, wird dieser Wert des Blutdrucks als systolisch bezeichnet. Dieser Wert ist immer höher, als der diastolische Blutdruck.
Diastolischer Blutdruck
Der diastolische Blutdruck bezeichnet den Druck während sich die Herzkammern öffnen, um Blut einfließen zu lassen. Der Wert wird also gemessen, wenn das Herz das Blut über die Arterien aufnimmt, das danach wieder durch den Körper gepumpt wird. Dieser Blutdruckwert ist immer niedriger, als der systolische.
Formen der Hypotonie
Die arterielle Hypotonie wird in eine idiopathische, symptomatische und orthostatische Hypotonie unterschieden. Diese drei Formen haben jeweils verschiedene Ursachen in ihrer Entstehung:
Idiopathische Hypotonie
Die idiopathische Hypotonie ist die häufigste Art von Blutunterdruck, deren Ursache medizinisch nicht ausreichend geklärt ist. In der Regel tritt diese Form bei jungen Frauen mit leichtem oder sehr starkem Untergewicht auf.
Diese Form des niedrigen Blutdrucks wird auch primärer niedriger Blutdruck oder essenzielle Hypotonie genannt.
Symptomatische Hypotonie
Die symptomatische Hypotonie (sekundärer niedriger Blutdruck) bezeichnet einen Blutunterdruck aufgrund einer eindeutig zuzuordnenden Ursache. Als solche Ursache zählt etwa eine Erkrankung des Patienten oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die den Blutdruckwert senken.
Sinkt der Blutdruck sehr plötzlich - etwa nach dem Essen - ab, spricht man von einer sogenannten postprandialen Hypotonie. Dieser Blutdruckabfall kommt üblicherweise bei älteren Menschen vor.
Ursachen für eine symptomatische Hypotonie können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion sein.
Orthostatische Hypotonie
Eine orthostatische Hypotonie wird auch als Orthostatische Dysregulation bezeichnet. Bei dieser Form des Blutunterdrucks liegt eine Beeinträchtigung der sogenannten Orthostase-Reaktion vor. Diese Reaktion ist dafür verantwortlich, dass in aufrechter Stellung das Herz-Kreislauf-System einwandfrei funktioniert.
Durch diese Fehlfunktion treten beim Betroffenen im Stehen häufig Herzrasen und Schwindelgefühle auf. Auch Schwächeanfälle können die Folge sein. Auch Ohnmachtsanfälle und plötzliche Bewusstlosigkeit können auftreten. Durch Hinlegen können die Beschwerden sehr schnell nachlassen.
Shy-Drager-Syndrom
Das sogenannte Shy-Drager-Syndrom bezeichnet eine Multisystematrophie des Zentralnervensystems. Dabei steht eine Störung des vegetativen Nervensystems im Vordergrund. Andere Namen dafür sind neurogene orthostatische Hypotonie oder auch primäre orthostatische Hypotension.
Ursachen
Die Hauptursachen für einen niedrigen Blutdruck sind häufig ein gestörtes Verhältnis von Gefäßvolumen und zirkulierendem Blutvolumen im menschlichen Blut. Hervorgerufen wird dieses gestörte Verhältnis etwa durch einen zu niedrigen Gefäßwiderstand, einen reduzierten Blutrückstrom zum Herzen, eine erniedrigte Pumpfunktion oder ein niedriges Blutvolumen.
- Ein verringerter Gefäßwiderstand kann etwa durch einen anaphylaktischen Schock oder einen spinalen Schock hervorgerufen werden.
- Reduziertes absolutes Blutvolumen kann beispielsweise durch einen hohen Blutverlust, Diarrhoe oder eine Nebennierenrindeninsuffizienz entstehen.
- Ein verminderter Blutrückstrom zum Herzen kann Krampfadern, die Einnahme von Medikamenten, z. oder eine Lungenembolie als Ursache haben.
- Eine reduzierte Pumpfunktion des Herzens kann durch eine Aortenstenose oder eine Herzinsuffizienz entstehen.
Betroffen von einer Hypotonie sind in der Regel sehr schlange oder untergewichtige junge Menschen, ältere Menschen oder auch schwangere Frauen. Ebenso können Jugendliche mit starken Wachstumsschüben an einem niedrigen Blutdruck leiden.
Überblick - Ursachen:
Pathophysiologie | Mögliche Ursache |
Niedrige Pumpfunktion des Herzens | Herzinsuffizienz, Aortenstenose oder Perikarderguss |
Geringer Blutrückstrom zum Herzen | Lungenembolie, Krampfadern, Medikamente oder Vena-cava-Kompressionssyndrom |
Geringer Gefäßwiderstand | Anaphylaktischer oder spinaler Schock |
reduziertes Blutvolumen | Blutverlust, geringe Trinkmenge, Diarrhoe / Erbrechen oder Nebennierenrindeninsuffizienz |
Symptome
Die Symptome von Blutunterdruck bzw. Hypotonie sind oftmals äußerlich erkennbar. So zählen zum Beispiel kalte Hände oder Füße, zittern oder Blässe zu den ersten Anzeichen. Betroffene Patienten klagen häufig auch von Schwindelgefühlen, Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen und Müdigkeit. Zudem können auch Symptome, wie Tachykardie (Herzrasen) oder Synkopen (Ohnmachtsanfälle) auftreten.
Übersicht - Symptome:
- Zittern
- kalte Hände
- kalte Füße
- Blässe
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Ohnmachtsanfälle
- Schwindel
- Konzentrationsschwäche
Bei plötzlichen Ohnmachtsanfällen liegt der Blutdruck deutlich unter dem Normalwert, wodurch die Versorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut beeinträchtigt ist. Es kommt zur Bewusstlosigkeit und Ohnmacht.
Diese Anfälle treten häufig bei Menschen mit starkem Untergewicht auf.
Diagnose
Das Ziel der medizinischen Diagnostik ist das Ausschließen oder Identifizieren einer symptomatischen Hypotonie, da diese Form in Zusammenhang mit lebensgefährlichen Erkrankungen stehen kann.
Als mögliche Untersuchungsverfahren kommen bei der Diagnose unter anderem die Anamnese (Befragung des Patienten) oder eine Echokardiographie zum Einsatz. Auch eine Blutdruckmessung kommt in der Regel bei der medizinischen Diagnose durch einen Arzt zum Einsatz. Dabei wird der Blutdruckwert über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum gemessen und die Daten ausgewertet.
Übersicht – Diagnose:
- Anamnese: Eine Anamnese bezeichnet das professionelle Erfragen medizinisch relevanter Informationen durch einen Arzt.
- Echokardiographie: Bei einer transthorakalen Echokardiografie (TTE) wird das Herz mit Ultraschall parasternal und apikal untersucht. Das bedeutet, dass das Ultraschallgerät auf den Brustkorb aufgesetzt und von einer Seite des Brustbeins und der Herzspitze aus untersucht wird.
- Langzeitblutdruckmessung: Sie bezeichnet die Messung des Blutdrucks mit einem Blutdruckmessgerät über einen längeren Zeitraum. Dies kann auch vom Patienten in der Regel zuhause selbst durchgeführt und dokumentiert werden. Mittels Blutdruckmesser oder Blutdruckmessgerät (medizinisch: Sphygmomanometer) wird äußerlich am Oberarm oder am Handgelenk der arterielle Blutdruck des Patienten gemessen.
- Blutuntersuchung: Eine Blutuntersuchung im Rahmen eines kleinen Blutbilds oder eines großen bzw. eines Differentialblutbildes ist oftmals notwendig, um die Blutwerte untersuchen und messen zu können. Diese können Aufschluss über etwaige Erkrankungen geben, die in Zusammenhang mit dem niedrigen Blutdruck stehen.
Bei einer orthostatischen Hypotonie kommen zudem folgende Untersuchungen für eine genaue Diagnose zum Einsatz:
- Kipptischuntersuchung: Eine Kipptischuntersuchung (Tilt-Test) wird in der Humanmedizin angewendet. Dabei wird die Anpassung des Blutdrucks an passive Lageänderungen des Patienten untersucht und gemessen.
- Schellong-Test: Der nach dem Internisten Fritz Schellong benannte Test ermöglich die Untersuchung und hämodynamische Funktionsprüfung von Kreislaufregulationsstörungen.
Behandlung und Therapie
Was kann man tun, um einem Blutunterdruck vorzubeugen oder ihn zu behandeln?
Um den Kreislauf zu stärken und damit einen zu niedrigen Blutdruck zu vermeiden, kann man unter anderem morgens langsamer aus dem Bett aufstehen. Man sollte sich zuvor in liegendem Zustand nochmals strecken und erst einen kurzen Augenblick später aufstehen. Auch Fahrradfahren kann gegen eine arterielle Hypotonie helfen.
Regelmäßiger Sport mit ausreichend Bewegung hilft zudem niedrigem Blutdruck vorzubeugen. Eine kurze Runde zu laufen oder ein paar Längen zu schwimmen kann schon ausreichen, um den Blutdruck wieder zu heben beziehungsweise zu regulieren.
Zudem sollte man bei koffeinhaltigen Getränken, wie Kaffee oder bestimmte Limonaden, Acht geben, da diese die Blutdruckwerte in der Regel nur kurzfristig erhöhen.
Übersicht – Behandlung und Prävention:
- Regelmäßig Sport betreiben (Laufen, Schwimmen, Fahrradfahren).
- Morgens langsam aufstehen und sich vorher im Liegen dehnen und strecken.
- Bestimmte Muskelgruppen des Körpers immer wieder kurz anspannen und beispielsweise auf den Ballen im Stehen hin und her wippen.
- Im Wechsel kalt und warm duschen, um den Kreislauf anzuregen.
Ursachen und Symptomen, wie etwa Schwindel oder anderen Beschwerden, kann oft auch ohne großer Maßnahmen mit einer gesunden Ernährung oder einer ausreichenden Flüßigkeitszufuhr gegengesteuert werden. Langfristig medizinisch behandelt werden Patienten üblicherweise nur bei symptomaitscher Hypotonie.
Auch mit medizinischen Behandlungen kann man den Blutdruck wieder auf Normalwerte regulieren. Dabei helfen vom Arzt verschriebene und kreislaufstärkende Medikamente. Diese steigern beispielsweise den Druck und Venen und Arterien, um das Herz-Kreislauf-System wieder zu stabilisieren.
Erkrankungen
Mögliche Krankheiten in Zusammenhang mit Blutunterdruck sind unter anderem Nebennierenrindeninsuffizienz, eine Lungenembolie, eine Aortenstenose oder eine Herzinsuffizienz. Es ist daher besonders wichtig bei niedrigem Blutdruck von einem Medizinier untersucht zu werden. Dieser wird im Rahmen der Diagnose üblicherweise versuchen zunächst eine symptomatische Hypotonie auszuschließen oder zu identifizieren, da diese in Zusammenhang mit schweren Erkrankungen stehen kann.
Muskelhypotonie
Neben der arteriellen Hypotonie, die einen niedrigen Blutdruck bezeichnet, gibt es auch eine sogenannte Muskelhypotonie (muskuläre Hypotonie). Unter der Muskelhypotonie bezeichnet man in der Medizin einen schwachen Muskeltonus - also einen Mangel an Muskelstärke und -Spannung.
Fragen und Antworten
Häufig gestellte Fragen und Antworten:
Wie entsteht eine arterielle Hypotonie?
Eine arterielle Hypotonie entsteht durch zu niedrigen Blutdruck. Dieser Blutunterdruck kann verschiedene Ursachen haben. Das zählen ein reduzierter Gefäßwiderstand, ein niedriges Blutvolumen oder verminderter Blutrückstrom bzw. Pumpfunktion im Herzen.
Wie gefährlich ist eine Hypotonie?
Eine arterielle Hypotonie ist nicht immer lebensgefährlich. Eine bestimmte Form, die symptomatische Hypotonie, kann jedoch gefährlich werden. Daher ist der erste Schritt einer medizinischen Diagnose in der Regel auch das Identifizieren bzw. Ausschließen dieses symptomatischen Blutunterdrucks.
Wie ist der Puls bei einer Hypotonie?
Um von einer Hypotonie sprechen zu können, muss der Blutdruck unter 105 / 65 mmHg (105 = systolisch / 65 = diastolisch) liegen. Das bedeutet, dass der Puls bzw. Blutdruck unterhalb der Normalwerte liegen. Die Ursachen dafür können unterschiedlich sein.
Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.